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Ihr Konzept, in dem es ausschließlich darum ging, sich gegenseitig Witze zu erzählen, stammte dabei von jenem Rudi Carrell, der die Sendung «7 Tage, 7 Köpfe» nicht nur produzierte, sondern auch zu ihrer Stammbesetzung gehörte. Das Ergebnis wirkte sogar für das Gespann Carrell / Krüger altbacken, hatte doch bereits der Bayerische Rundfunk zwischen 1991 und 1992 mit «Gaudimax» ein nahezu identisches Format im Programm, das schon damals unmodern wirkte. Aus diesem Grund beschrieb die Berliner Zeitung den Start der neuen Variante auch als „Rückkehr in die Fernsehsteinzeit“.
Dramaturgisch wurde das Witze erzählen in einen Wettkampf eingebettet, den pro Ausgabe vier Kandidaten unter sich austrugen. In verschiedenen Runden mussten sie mal lustige Anekdoten zu einem vorgegebenen Thema erzählen oder mal einen typischen Satz wie „Kommt eine Frau zum Arzt...“ vervollständigen. Allzu viel Strenge herrschte dabei jedoch nicht, denn nur selten passten die erzählten Geschichten zu den Vorgaben und wurden stattdessen mithilfe mühsamer Überleitungen zurecht gebogen. Anschließend erfolgte die Bewertung der Darbietungen durch ein Zuschauervoting, bevor Krüger zudem völlig willkürliche Punkte vergab. Am Ende jeder Ausgabe wurde auf diese Weise der „Witz-Champion“ gekürt, der abseits des Titels auch eine hässliche Trophäe gewann, auf der das Logo der Show prunkte.
Weil dieses Spielprinzip offenbar nicht ausreichte, eine Stunde Sendezeit zu füllen, gab es zwischen den Runden zusätzliche Einspieler, in denen Kinder und Prominente ihre Lieblingsscherze erzählten. Ferner war auch das anwesende Studiopublikum aufgefordert Witze zu erzählen. Um auszuwählen, welcher Zuschauer dies tun musste, wanderte ein Mikro so lang durch die Ränge, wie die Musik der Studioband spielte. Derjenige bei dem das Mikro zuletzt war, musste dann eine weitere Pointe zum Besten geben.
Der Moderator Mike Krüger versuchte aus dem müden Konzept das bestmögliche herauszuholen und bemühte sich um viel Selbstironie. Dazu griff er auch auf humoristische Geschichten rund um seine „fürchterliche Kindheit“ zurück, wie er es zuvor mehrfach bei «7 Tage, 7 Köpfe» getan hatte. Gegen das flache Niveau der Ostfriesen-, Blondinen-, Petrus- oder Fritzchen-Kalauer konnte er jedoch nicht gewinnen. Daher lautete das treffsichere Zitat von Oliver Kalkofe zu jener Zeit: „Doofe erzählen blöde Witze für Bescheuerte im Beklopptenfernsehen, ungefähr so lustig wie Lieder gurgeln im Radio oder Tischgebete beim Kindergeburtstag.“
Auch die Wochenzeitung Die ZEIT urteilte eher negativ und attestierte der Show eine „’Witz-komm-raus-du-bist-umzingelt’-Lähmung“. Mit Sehbeteiligungen meist um 2,5 Millionen Zuschauer war das Programm am Samstagabend gegen 22.15 Uhr trotzdem kein Totalausfall, wenngleich die Reichweiten deutlich unter denen vom eigentlichen Sendeplatzinhaber «Wie Bitte?!» lagen. Dafür war aber nicht zuletzt der Ausstrahlungszeitpunkt im Hochsommer verantwortlich. Dennoch reichten die Werte für eine Verlängerung um eine zweite Staffel nicht aus. Im Sommer des nachfolgenden Jahres schickte der Kanal dann lieber Thomas Hackenberg als «Der Ferienmann» auf den Schirm.
«Kennen Sie den?» wurde im September 1997 beerdigt und erreichte ein Alter von elf Folgen. Die Show hinterließ den Moderator Mike Krüger, der noch bis 2005 regelmäßig bei «7 Tage, 7 Köpfe» auftrat. Parallel präsentierte er außerdem das äußerst erfolgreiche Clipformat «Krüger sieht alles». Später leitete er in der ersten Staffel der Impro-Reihe «Frei Schnauze» die Spiele, bevor er dann nur noch durch kurzlebige Produktionen wie «Der Comedyflüsterer», «Krügers Woche» und «Klüger mit Krüger» führte. Bei der Studioband seines Witze-Wettkampfes handelte es sich übrigens um dieselbe, die auch bei «RTL Samstag Nacht» und dessen dreister Kopie «Happy Friday» sowie in der Sat.1-Version der «Gong Show» für die musikalische Untermalung sorgte.
Möge die Show in Frieden ruhen!
Am kommenden Donnerstag feiern wir anlässlich seiner 250. Ausgabe das große Jubiläum des Fernsehfriedhofs.